03.08.2015

Chile-Wandbild wird Denkmal

Mit der Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Bielefeld wird das Chile-Wandbild an der Stirnseite der Zentralen Halle der Universität Bielefeld ein „Denkmal“ im wahrsten Sinne des Wortes. Angebracht wurde das 16 Meter lange und vier Meter hohe in der Tradition des lateinamerikanischen „Muralismo“ stehende Wandbild heimlich in der Nacht auf den 12. Dezember 1976 durch die exilchilenische „Brigade Salvador Allende“ unter tatkräftiger Unterstützung der Mitglieder des Bielefelder AStA.

  • Gesamtaufnahme des 16 Meter breiten und 4 Meter hohen Murals.

    Fotografin: Britta Ledebur
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Detailaufnahme des 16 Meter breiten und 4 Meter hohen Murals.

    Fotografin: Britta Ledebur
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Detailaufnahme des 16 Meter breiten und 4 Meter hohen Murals.

    Fotografin: Britta Ledebur
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Detailaufnahme des 16 Meter breiten und 4 Meter hohen Murals.

    Fotografin: Britta Ledebur
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Nach dem blutigen Militärputsch Augusto Pinochets gegen die demokratisch gewählte Volksfrontregierung Salvador Allendes vom 11. September 1973 fanden unter dem Schlagwort „Solidarität mit dem chilenischen Volk“ Diskussionsveranstaltungen, Konzerte und andere Solidaritätsbekundungen in der Universität statt. Die als Informationswand vorgesehene Stirnwand des Audimax in der Universitätshalle des gerade fertiggestellten Hauptgebäudes wurde in 14 Stunden konspirativ mit dem monumentalen Bild versehen. Vorbereitet hatte die Aktion der Bielefelder AStA. Die wandbreite Unterschrift des Murals lautet: „11. September 1973. Faschistischer Putsch: Leid, Kampf, Terror ~ Das Volk kämpft: Widerstand, Kampf, Es bildet sich die Antifaschistische Front, Die Arbeiterklasse: Motor dieser Einheit ~ Die Zukunft wird unser sein: Chile wird siegen!“

Filmausschnitt aus der Dokumentation „Bunter Beton. Das Chile-Wandbild in der Uni Bielefeld – Politische Kommunikation im öffentlichen Raum“ vom re_vision. Medienkollektiv, 2009.

Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Chile-Wandbild wird zum Symbol für Konfliktkultur
Allgemein wurde das Mehr an Farbe in der ansonsten tristen Halle gelobt, die Universitätsleitung aber kritisierte das unrechtmäßige Zustandekommen des Wandbilds und löste damit eine kontroverse Diskussion in den Gremien der Universität aus. Die Lösung dieses Konfliktes ist bis heute auch ein Beispiel für die konstruktive Kommunikationskultur der unterschiedlichen universitären Gruppen und die politische Kultur an der zum damaligen Zeitpunkt gerade erst gegründeten und fertiggestellten „Reformuniversität Bielefeld“. Einhellig vertrat der Senat der Universität die Ansicht, dass das Bild bestehen bleiben solle und damit zum Ausdruck gebracht werde, dass „an der Universität Bielefeld die stillschweigende Duldung des Faschismus keinen Platz“ habe.

Wenige Tage nach der Entstehung war versucht worden, das Wandbild mit schwarzer Ölfarbe zu übermalen, doch seitdem schmückte es unangetastet die Halle, bis es durch eine filmische Dokumentation und eine Feierstunde anlässlich des 35jährigen Bestehens wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wurde. Bei dieser Veranstaltung war auch der seinerzeit beteiligte chilenische Künstler Boris Eichin anwesend.

Zeitungsartikel der Neuen Westfälischen vom 26.08.2015 zur Unterschutzstellung des Wandbildes.

Quelle: Neue Westfälische

Einzigartiges Kunstwerk besonders bedeutsam
Nachdem Universitätsleitung und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW den Erhalt des Bildes bei der nahenden Modernisierung des Universitätshauptgebäudes beschlossen hatten, veranlassten „Hinweise aus der Bevölkerung“ die Denkmalbehörden dazu, über eine Unterdenkmalschutzstellung des Mural nachzudenken. Dabei stellte sich heraus, dass das Bielefelder Chile-Wandbild nach Kenntnisstand der Bezirksregierung das einzige Mural dieser Thematik in Deutschland ist, dass sich noch an seinem ursprünglichen Entstehungsort befindet. Der Bescheid über die Eintragung in die Denkmalliste hält zusammenfassend fest, dass ein öffentliches Interesse am Erhalt des Wandbildes gegeben sei, da es bedeutend für die Geschichte der Menschen sei und für den Erhalt wissenschaftliche, insbesondere historische, sowie künstlerische Gründe sprächen.