Am 30. September 1979 endet am ZiF das „interdisziplinäre Forschungsjahr 1978/79“, an dem unter anderem Prof. Dr. Norbert Elias teilgenommen hatte. Der große deutsch-jüdische Zivilisationstheoretiker – er selbst bezeichnet sich als „Menschenwissenschaftler“ – genießt die Arbeit und das Leben im ZiF, „einer Paradiesinsel der internationalen akademischen Welt“ (Prof. Dr. Reinhart Koselleck). Er beschließt zu bleiben und wird eine Art „permanent fellow“ des ZiF bis zum Oktober 1984.
Zeichnung von Norbert Elias von Prof. Dr. Theodor Schulze anlässlich seines Vortrags „Conditio humana: Beobachtungen über die Entwicklung des Menschen“ am 8. Mai 1985.
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Zeichnung: Theodor Schulze
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
Elias, bis 1933 Assistent von Karl Mannheimer in Frankfurt/Main, floh 1933 vor den Nationalsozialisten nach England. In den 1970er Jahren wandte er sich ermutigt von der breiten Rezeption und Resonanz seiner beiden neu veröffentlichten Hauptwerke „Über den Prozess der Zivilisation“ (1939, 1939/1976) und „Die höfische Gesellschaft“ (1933, 1969) im bereits hohen Alter Deutschland wieder zu. Im April 1971 widmete das ZiF – seinerzeit noch im Schloss Rheda – sein erstes Autorenkolloquium Norbert Elias, weitere Einladungen folgten. Im Anschluss an das „interdisziplinäre Forschungsjahr 1978/79“ blieb Elias – mit Unterbrechungen – bis 1984 Gast des Zentrums in Bielefeld. Immer wieder brachte er sich leidenschaftlich und intensiv in die Forschungsaktivitäten des ZiF ein, insbesondere in der Forschungsgruppe „Funktionsgeschichte literarischer Utopien in der frühen Neuzeit“ (1980/81).
Ein größerer Teil seiner späten Werke entstand in Bielefeld. Am 22. Juni 1980 verlieh ihm die Fakultät für Soziologie die Ehrendoktorwürde und 1986 erhielt er auf Vorschlag der Universität Bielefeld aus der Hand des Bundespräsidenten das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
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Norbert Elias, ca. 1983.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
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Autorenkonferenz zur „rororo“-Taschenbuchreihe „Studie Sozialwissenschaften“ am 13. April 1972 im AVZ der Universität Bielefeld.
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Fotograf: Ed. Heidmann
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01945
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Verleihung der Ehrendoktorwürde der Fakultät für Soziologie an Norbert Elias durch Dekan Prof. Dr. Günter Albrecht am 22. Juni 1980.
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Fotograf: Otto Sudmann
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01950
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Vortrag „Die deutsche Hochschule vor und nach der Machtergreifung“, am 26. April 1983.
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Fotograf: Seutter
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01949
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Prof. Dr. Norbert Elias hält am 8. Mai 1985 in Bielefeld einen Vortrag zur „Conditio humana“.
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Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01946
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Prof. Dr. Norbert Elias hält am 8. Mai 1985 in Bielefeld einen Vortrag zur „Conditio humana“.
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Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01947
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Norbert Elias verabschiedet sich am 31. Oktober 1984 im ZiF von der Universität Bielefeld. V.l.n.r.: Der geschäftsführende ZiF-Direktor Prof. Dr. Wolfgang Prinz, Norbert Elias, Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer und der Dekan der Soziologie-Fakultät Prof. Dr. Johannes Berger.
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Fotograf: Seutter
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01948
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Büste von Norbert Elias im ZiF, angefertigt von Gerda Rubinstein 1981.
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Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01944.
Gern am ZiF
Norbert Elias genoss es, im ZiF zu sein. Er selbst betonte, dass es das ZiF war, das mehr als irgendetwas anderes dazu beigetragen habe, dass er so lange in Deutschland geblieben sei. Er genoss die abgeschiedene und intellektuell anregende Arbeitsatmosphäre, wo in unmittelbarer Nähe alles zu finden war, was er brauchte: die Bibliothek, das regelmäßig aufgesuchte Schwimmbad, der Wald für seine häufigen Spaziergänge, die Universität, wo seine Vorträge und Vorlesungen eine ganz außergewöhnliche Resonanz bei den Studierenden hervorriefen. Auf der anderen Seite schätzte man im ZiF und in der Universität diesen bescheidenen und faszinierenden Intellektuellen, der durch seine lange Anwesenheit auch zum internationalen Ansehen des ZiF und der Universität beitrug.
Norbert Elias in der Bibliothek des ZiF.
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Foto: ZiF
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01951