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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 21
Als das ZiF im Oktober 1972 aus Rheda in sein heutiges Gebäude zog, sah man auf dem Platz des Universitätshauptgebäudes noch nichts anderes als 30 mächtige Türme – für die Aufzugschächte – aus dem Boden ragen. So war der zeitliche Vorsprung des ZiF ganz klar sichtbar und dies war auch gewollt, denn so konnten Universitätsbedienstete in den ZiF-Wohnungen arbeiten, bis das Universitätshauptgebäude 1976 fertiggestellt war. Insgesamt umfasste der Neubau neben mehreren Sitzungsräumen, Büros für die Verwaltung, Mensa und der ZiF-Bibliothek auch über 30 Wohnungen und ein Schwimmbad für die Fellows. Der Gesamtbau kostete ungefähr 15 Millionen DM (nach heutiger Kaufkraft über 20 Millionen Euro).
Die erste Forschungsgruppe, die im ZiF schließlich im April 1973 startete, befasste sich mit der „Neuen Mathematik“ (Mengenlehre). Dieses Thema war durchaus bewusst gewählt: In den 1970er Jahren gab es kaum ein größeres Aufregerthema an deutschen Schulen, da an Stelle des traditionellen Rechenunterrichts Mathematik als Beschäftigung mit abstrakten Strukturen gelehrt werden sollte. Seit dieser ersten Gruppe, deren Mitglieder (Fellows) für die Dauer der Forschungsgruppe im ZiF lebten und zusammen das Thema bearbeiteten, änderte sich an diesem Modus Operandi nichts. Die Einladungsliste definiert sich damals wie heute über das Thema und die gelebte Interdisziplinarität zu einem nicht geringen Teil über die Nähe, die das gemeinsame Wohnen schafft. Das ZiF versucht seit seiner Anfangszeit immer wieder gesellschaftlich besonders relevante Themen aufzugreifen und interdisziplinär zu definieren sowie zu diskutieren.
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Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01862
Daneben gibt es am ZiF Studiengruppen mit einer Laufzeit von etwa vier Monaten und Arbeitsgemeinschaften mit ca. einer Woche Laufzeit. Letztere Arbeitsform hatte sich bereits in Rheda etabliert, wo bis zum Umzug insgesamt 54 Arbeitsgemeinschaften stattfanden. Besondere Highlights in der ZiF-Historie waren Besuche von Forschenden wie Elinor Ostrom und Norbert Elias oder Forschungsgruppen zur Theorie des Wohlfahrtsstaates, der klinischen Linguistik, der Spieltheorie oder zur ethnischen Identität in den Amerikas. Daneben ergaben sich über die Jahre regelmäßig Kontakte von Forschenden, die ähnliche Zentren aufbauen wollten (u.a. nach Stellenbosch in Südafrika, Kyoto in Japan und Paris). Diese informierten sich vor allem über die Anlage und Funktionsweise des ZiF, um sich Anregungen für die geplanten Gründungen bzw. Ausgestaltungen einzuholen.