–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 234
Die LiLi-Fakultät war eine innovative Gründung, die dem Reformkonzept der Bielefelder Universität geradezu exemplarisch entsprach. Die Fakultät war bewusst theoriestark angelegt und teilte sich nicht in Einzelphilologien auf, sondern näherte sich der Literaturwissenschaft von der linguistischen Seite: so entstanden u.a. Lehrstühle für Syntax, Semantik und Texttheorie anstatt für Romanistik, Germanistik und Anglistik. Daneben wurde ein Sprachenzentrum geschaffen, in dem man die Sprachen lernen und die dazu gehörige Literatur kennenlernen sollte. Um den ursprünglich konzeptionell eingebauten Wechsel von Studium und Lehre zu ermöglichen – vereinfacht gesagt, sollten sich Hochschullehrende ein Jahr lang stärker in der Lehre engagieren, um anschließend ein komplettes Forschungsjahr ohne Lehrverpflichtungen zu bekommen –, plante Prof. Dr. Harald Weinrich die Einrichtung eines Blockstudiums. Dieses scheiterte aber an den Widerständen der anderen Fakultäten.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 235
Durch äußere Faktoren kam es relativ schnell nach der Gründung zur Verwässerung des Reformkonzeptes. Die Fakultät wurde vom Wissenschaftsministerium zur (Neu-)Besetzung der Lehrstühle nach Nationalphilologien aufgefordert, sodass sich nach und nach die „klassische“ Lehrstuhlbesetzung mit der Besetzung nach linguistischen Formen vermischte. Im Jahr 1987 wurde dann noch das Sprachenzentrum als zentrale Einrichtung der Universität aufgelöst und in die LiLi-Fakultät integriert. Aber trotz dieser Widrigkeiten ist die Fakultät bis heute von der Studierendenzahl eine der größten der Universität und bietet ein breites und differenziertes Lehrangebot für Studierende. Daneben ist die Fakultät besonders in der Forschung innovativ und nimmt immer wieder aktuelle Themen in den Blick – von der Text- über die Computerlinguistik bis zur klinischen Linguistik.
–
Fotograf: Seutter
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01878