01.07.1983

Wenn Atome aufeinander stoßen: der erste Sonderforschungsbereich

Am 1.7.1983 gibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bekannt, dass der Antrag „Polarisation und Korrelation in atomaren Stoßkomplexen“ der Universität Bielefeld (in Kooperation mit der Universität Münster) bewilligt wird. Damit erhält die Bielefelder Universität ihren ersten Sonderforschungsbereich (SFB 216). Sprecher des SFB wird der Physiker Prof. Dr. Wilhelm Raith, der bereits den Antrag an die DFG koordiniert hat.

Ausschnitt aus der Dokumentation „Innenleben einer Denkfabrik. Beispiel: Universität Bielefeld“, ausgestrahlt vom WDR am 10.01.1984.

Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 35

Das Thema des SFB 216 war methodisch festgelegt: Polarisation und Korrelation sind physikalische Größen, die Aufschluss über Struktur und Dynamik der atomaren Stoßkomplexe geben. Die Stoßkomplexe wurden durch das Aufeinanderwirken von Stoßpartnern erzeugt und ihr Zerfall beobachtet. Durch spezielle Präparation der Stoßpartner (Polarisation) und durch Messung von Beziehungen zwischen den Teilchen, die nach dem Zerfall der Stoßkomplexe auseinanderfliegen (Korrelation), wurden sehr detaillierte Informationen gewonnen. Dies machte besonders kritische Vergleiche mit theoretischen Berechnungen möglich.

Während seiner Existenz prägte der SFB die Forschungs- und Lehraktivitäten der Fakultäten für Physik und Chemie entscheidend und trug dazu bei, dass die Bielefelder Naturwissenschaften deutlich an internationaler Sichtbarkeit gewannen.

Der Physiker Prof. Dr. Wilhelm Raith demonstriert atomare Stoßkomplexe am Modell.

Fotograf: Gerhard Trott
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01703

Der SFB 216 begründete die gute Tradition der Sonderforschungsbereiche an der Bielefelder Universität. Seit der Bewilligung der nächsten Projekte zur Grundlagenforschung – der SFB 223 (Pathomechanismen zellulärer Wechselwirkungen) im Jahr 1985 und der SFB 177 (Sozialgeschichte des neuzeitlichen Bürgertums) im Jahr 1986 – werden an der Universität Bielefeld immer mindestens zwei Sonderforschungsbereiche zeitgleich gefördert.

Feierstunde nach Bewilligung des Sonderforschungsbereichs (SFB) 177. Im Gespräch v.l.n.r.: Prof. Dr. Reinhart Koselleck, H. Rebhahn (NRW-Wissenschaftsministerium), Manfred Nießen (DFG) und Prof. Dr. Jürgen Kocka.

Fotograf: Manfred Kettner
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00888