20.01.1995

„Grüne mit absoluter Mehrheit“ – Bundesdeutsches Novum bei Wahlen zum Studierendenparlament

Bei den Wahlen zum Studierendenparlament der Universität vom 16. bis 20. Januar 1995 erzielt die Grüne Hochschulgruppe (GHG) die absolute Mehrheit der Sitze und damit ein Novum in der bundesdeutschen Hochschullandschaft. Nie zuvor hatte eine Hochschulgruppe allein eine absolute Mehrheit der Sitze erreicht.

AStA 1995/96, v.l.n.r.: Klemens Kleiser (Vorsitzender), Renato Pacheco, Ulrike Baus, Peter Schulze, Michael Kober, Ralf Brandt.

Fotograf: Klaus Halbe
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01705

Mit der bundesdeutschen Einheit waren wesentliche Studierendengruppen der 1970er und 1980er Jahre von der Bildfläche verschwunden. Hochschulpolitisch war der Bologna-Prozess noch fern, wenn auch zunehmend über den Reformstau an den Hochschulen geklagt wurde. So verwundert es nicht, dass es im Vorfeld der Bielefelder Studierendenwahlen 1995 kaum Wahlkampf gab. Auch das Wahlprogramm der GHG bot zwar wichtige, aber nicht wirklich mitreißende Themen: Kontoführungsgebühren für Studierende bei der Sparkasse, die fehlende Kindertagessstätte an der Universität oder die unzureichende umweltorientierte Verkehrsanbindung (Stadtbahnlinie 4).

Wahlprogramm der Grünen Hochschulgruppe (GHG) für die Wahl zum Studierendenparlament 1995.

Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FBS 36

Dennoch erzielte die GHG bei einer Wahlbeteiligung von 18,3 % und einem Stimmenanteil von 45 % insgesamt 15 der 29 Sitze im Studierendenparlament. Auch die mitunter schwierige Bildung eines AStA – quasi der vom Parlament gewählten Regierung – fiel leicht und so konnte nach rekordverdächtigen 20 Tagen bereits am 9. Februar 1995 der 22. AStA der Universität gewählt werden.

Fünf Jahre später übrigens konnten die Medien – nicht ganz zutreffend unter der Überschrift „Frauen regieren an der Uni“ – erneut ein Novum verkünden: die Bildung des NRW-weit ersten reinen Frauen-AStA.

Erster reiner Frauen-AStA an der Universität Bielefeld, 1. Reihe v.l.n.r.: Marion Döpker (Vorsitzende), Kristina Sonnenburg, Katja Sabisch, 2. Reihe v.l.n.r.: Susann Fegter, Andrea Kallmeier, 3. Reihe v.l.n.r.: Ulla Regenit, Manuela Worbs, Anna Rabien.

Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01122