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Quelle: WDR (Universitätsarchiv Bielefeld, FS 31)
Die Fakultät bedeutete einen Durchbruch für die Soziologie in Deutschland. In Bielefeld bot sich durch die Fakultätsgründung die Chance, die Bereiche der soziologischen Ausbildung und Forschung frei von früheren hochschul- und fakultätsgeschichtlichen Entwicklungen neu zu ordnen. Bereits im Vorfeld der Fakultätsgründung setzte das Ringen um die Übernahme der Dortmunder Sozialforschungsstelle und ihrer Bibliothek sowie um ein neuartiges Konzept einer stärker berufsbezogenen Soziologieausbildung ein. Das Kämpfen um einen „berufsbezogenen Diplomstudiengang“, das Konzept der „aktiven Professionalisierung“ und die Prüfungsordnung dominierte neben der Definition von Forschungsschwerpunkten (u.a. Rechtssoziologie, politische Soziologie, Mathematik der Sozialwissenschaften, Lateinamerika- oder Wissenschaftsforschung) die ersten Jahre der Fakultät. Daneben kam es auch vor dem Hintergrund der Studierendenbewegung zu internen Auseinandersetzungen, die dem klassischen „rechts-links“-Schema entsprachen und sich insbesondere bei Berufungen manifestierten.
Weltgrößen der Soziologie in Bielefeld
Trotzdem übten die mit der Gründung der Fakultät verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten auch eine große Faszination aus: Die Fakultät – und das ZiF – waren entscheidend dafür, dass sich der 1933 nach Großbritannien geflüchtete Soziologe Norbert Elias von 1978 bis 1984 in Bielefeld aufhielt. Der 18. Deutsche Soziologentag fand 1976 in Bielefeld statt, ebenso der XIII. Weltkongress für Soziologie im Jahr 1994.
Im Kontext dieser Gestaltungsfreiheiten konnte u.a. Niklas Luhmann seine Systemtheorie entwickeln und damit das Außenbild der Fakultät entscheidend mitprägen. Daneben entwickelte die Fakultät in der Folgezeit eine interne Struktur von Arbeits- und Forschungsbereichen, die auch die Erforschung aktueller gesellschaftlicher Transformationsprozesse – zum Beispiel in der Medien- oder der Geschlechtersoziologie – ermöglichte.
Heute vereint die Fakultät unter ihrem Dach eine Mehrzahl von Fächern. Neben der allgemeinen Soziologie und mehreren speziellen Soziologien sind die Politikwissenschaft und die Sozialanthropologie sowie die Sozialwissenschaft (als interdisziplinäre Verbindung von Soziologie, Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften) an der Fakultät für Soziologie in Lehre und Forschung vertreten.