Der eigentlichen Grundsteinlegung für die Universität Bielefeld, genauer gesagt für das Aufbau- und Verfügungszentrum in der Kurt-Schumacher-Straße, ging eine Feierstunde in der Pädagogischen Hochschule voraus. Bei dieser Feierstunde sprachen u.a. NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn, Rudolf-August Oetker und der Bielefelder Oberbürgermeister Herbert Hinnendahl vor vielen Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 93
Willenlose Schafe?
Obwohl es noch keine Studierenden der Universität Bielefeld gab, gab es bereits studentischen Protest am Rande der Grundsteinlegung. Etwa 1000 Studierende der Bielefelder Ingenieur- und Höheren Wirtschaftsfachschule wollten mit einem Sit-In und der Blockade des Transferbusses, der die Honoratioren zur Kurt-Schumacher-Straße bringen sollte, auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Sie kämpften für eine Verankerung ihrer Institutionen im Hochschulbereich. Besondere Kritik richtete sich an die NRW-Landesregierung und speziell an Kultusminister Fritz Holthoff für das bevorstehende Hochschulrahmengesetz: Die Studierenden würden zu willenlosen Schafen gemacht. Kreativen Nachdruck verliehen die Protestierenden ihrem Anliegen mit mitgebrachten Schafen.
Nach der Auflösung der Blockade durch die Polizei konnte die eigentliche Grundsteinlegung ohne Zwischenfälle durchgeführt werden. Doch während die Feier in der Rudolf-Oetker-Halle weitergehen sollte, formierte sich vor der Tür erneut eine studentische Protestmenge. Ministerpräsident Kühn versuchte die anwesenden Demonstranten mit einer Rede über Megafon zu beruhigen. So begleiteten studentische Proteste bereits den „ersten Spatenstich“ der Universität Bielefeld.
Das Aufbau- und Verfügungszentrum wurde schließlich im Sommer 1969 fertiggestellt, sodass der Lehrbetrieb der Universität wie geplant zum Wintersemester 1969/70 starten konnte. Die offizielle Schlüsselübergabe für das AVZ folgte am 1. Dezember 1969 – also erst einige Wochen nach Inbetriebnahme des Gebäudes.