Mehrere hundert Demonstrierende, mit Transparenten bewaffnet und Parolen skandierend, auf dem Weg von der Universität zur Bielefelder Innenstadt: Am 31. Januar 1985 wird scharf gegen die Novellierung des Hochschulrahmengesetzes protestiert. Diese Demonstration steht exemplarisch für die stark politisierte Bielefelder Studierendenschaft, die immer wieder gegen Themenkomplexe wie Berufsverbote, Rahmenbedingungen des Studiums oder Studiengebühren auf die Straße geht.
Mit zahlreichen Transparenten ausgerüstet, verlässt der Demonstrationszug gegen die Novellierung des Hochschulrahmengesetzes die Universität.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01788
Die erste Novellierung des Hochschulrahmengesetzes – dessen Einführung 1976 schon große Proteste der Studierenden hervorgerufen hatte – führte u.a. verbindliche Zwischenprüfungen und Regelstudienzeiten ein und stärkte die Rolle der Professorinnen und Professoren in den universitären Gremien. Der Protest der Bielefelderinnen und Bielefelder führte letztlich nicht zur Verhinderung der Gesetzesnovelle, bestätigte aber die Streitbarkeit der hiesigen Studierenden. Häufig genug richteten sich die Proteste der Studierenden gegen die Landespolitik und somit auch gegen die Hochschulleitung. Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer suchte während seiner langen Amtszeit in der Regel den direkten Dialog und erklärte häufig auch Verständnis für die Haltung der Studierendenschaft.
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„Die neue LPO ins Klo“ ist das Motto der Bielefelder Studierenden gegen die neue Lehrerprüfungsordnung, Dezember 1980.
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Foto: Neue Westfälische
Quelle: NW Archiv (Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01811)
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Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer im Gespräch mit protestierenden Studierenden anlässlich des Streiks gegen das geplante Hochschulgesetz für NRW im Mai 1977.
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Fotograf: Otto Sudmann
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01677
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Kunststudierende der Universität Bielefeld protestieren gegen die neue Lehrerprüfungsordnung, 16.12.1980.
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Foto: Neue Westfälische
Quelle: NW Archiv (Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01813)
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Blick auf das „Streikzentrum“ in der zentralen Universitätshalle anlässlich der Aktionstage der Bielefelder Studierenden, November/Dezember 1977.
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Fotograf: Hans-Dieter Johner
Quelle: NW Archiv (Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01815)
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Mauerbau vor dem Haupteingang der Universität im Rahmen der Aktionstage gegen das Hochschulrahmengesetz, November/Dezember 1976.
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Fotograf: Ed. Heidmann
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01818
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Überschrift des Zeitungsartikels der Neuen Westfälischen vom 1. Februar 1985 zur Demonstration gegen die Novellierung des Hochschulrahmengesetzes
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Quelle: Neue Westfälische
Alle Hochschulangehörigen vereint
Im Sommer 1982 waren Studierende, Lehrende und Hochschulleitung sogar gemeinsam auf die Straße gegangen, um gegen angekündigte Sparmaßnahmen der Landesregierung im Hochschulbereich zu protestieren. Hans Schwier, NRW-Minister für Wissenschaft und Forschung, wollte mit einem massiven Stellenabbau und dem Einschmelzen des Studienplatzangebotes für angehende Lehrkräfte die zu hohen Bildungsausgaben senken und der drohenden Lehrerinnen- und Lehrerschwemme im Land Herr werden. Der Bielefelder Protestzug mit ca. 7.000 Demonstrierenden, der am 8. Juni 1982 von der Universität bis zum Alten Markt führte, endete mit einer Rede von Rektor Grotemeyer. In dieser kritisierte er die Landesregierung scharf: „Die Ratio der Kürzungsmaßnahmen in den vergangenen zwei Jahren ebenso wie die der jetzt bevorstehenden“, so Grotemeyer, „erschöpft sich darin, immer neue Löcher aufzureißen, um an anderer Stelle welche zu stopfen. Diese Art von Flickschusterei führt zu neuen Problemen und verschärft schon vorhandene Probleme. So kann es nicht mehr weitergehen.“
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Der Protestzug startet an der Universität, 8.6.1982.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01778
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Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer spricht auf dem Alten Markt, 8.6.1982.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01779
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Demonstrierende auf dem Alten Markt. Die Fakultäten waren mit eigens angefertigten Schildern ausgerüstet worden, 8.6.1982.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01780
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Plakat am Alten Markt: „Stoppt die Sparschweine“, 8.6.1982.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01781
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Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer, Prorektor Prof. Dr. Dietrich Storbeck und Kanzler Dr. Eberhard Firnhaber führen den Demonstrationszug zum Alten Markt an, 8.6.1982.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01785
Die Parolen und Schlagworte waren mal originell, mal wenig kreativ – „LPO ins Klo“ als Protest gegen die verschärfte sogenannte Lehrerprüfungsordnung bringt zumindest die Ansicht der Studierenden treffend zum Ausdruck. Phantasievolle Happenings wechselten mit uninspirierten Demonstrationszügen, die Teilnehmendenzahlen konnten mehrere Hundert oder mehrere Tausend betragen; gemeinsam war den Streikaktionen oder Demonstrationen, dass aufgrund des gegenseitigen Respekts und Verständnisses für die Motive und Ziele der jeweils anderen Seite sowie der Kommunikationsbereitschaft zwischen Studierenden und Hochschulleitung wirkliche Konflikte an der Universität Bielefeld tatsächlich (lange) ausblieben.