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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01744
Erstmals in der bundesdeutschen Geschichte und heute selbstverständlich sorgten „computervermittelte Kommunikationsstrukturen“ für einen ungeahnten Mobilisierungsschub. Mail-Netzwerke wurden aufgebaut und „Streik Sites“ nahezu minütlich aktualisiert. Doch auch analog war der Protest sehr kreativ: Anlässlich der Beerdigung der Reform-Uni Bielefeld wurde ein Sarg durch die Stadt transportiert, der an der Seite eine „Bildungslücke“ aufwies. Dieser Sarg tourte zur Untermalung der Studierendenproteste durch die ganze Bundesrepublik.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01745
In Bielefeld entstand so der bis dahin größte Studierendenprotest. Nach Veranstalterangaben zogen am 2. Dezember nahezu 10.000 Studierende, Schülerinnen und Schüler von der Universität zum Rathaus, die Stimmung – laut AStA – war „chaotisch, wild, wunderbar und irre gut“. Nach Statements aus der Politik, sich um eine bessere Ausstattung der Hochschulen kümmern zu wollen, hatten die Protestbefürwortenden in der Vorweihnachtszeit allerdings Schwierigkeiten, die zunehmende Passivität vieler Studierender zu durchbrechen.
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Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01738
Nach dem Rausch die Ernüchterung
Auch wenn der Streik am 15. Dezember (allerdings nur mit knapper Mehrheit in einer studentischen Vollversammlung) noch einmal verlängert werden konnte, sorgte die Weihnachtspause endgültig für das Abebben des Elans. Am 5. Januar wurde der Streik für beendet erklärt. Zwar konnte keine der zentralen Forderungen durchgesetzt werden, aber laut Organisationskomitee habe sich der Streik trotzdem gelohnt, weil man die Öffentlichkeit für die derzeitigen Missstände in der Universität habe sensibilisieren können. Die nahezu unmittelbar danach stattfindenden Wahlen zum Studierenden-Parlament zeigten jedoch, dass die heiße Vorweihnachtszeit nur ein flüchtiger Rausch gewesen war und keine dauerhafte Mobilisierung stattgefunden hatte. Die Wahlbeteiligung sank auf bescheidene 12,75 %, und auch das Kreuzchen wurde annähernd wie im Vorjahr gesetzt. Einzig die Liste „No Smoke“ erreichte mit 10 % neu den Einzug ins StuPa und half so, später eine rauchfreie Halle durchsetzen.