16.03.1972

Richtfest für die „Bastion der Wissenschaft“ – Das ZiF zieht an den Wellenberg

Am 16. März 1972 feiert das Gebäude des ZiF am Wellenberg Richtfest. In der Neuen Westfälischen vom nächsten Tag heißt es, die „Bastion der Wissenschaft“ sei im Rohbau fertiggestellt. Nachdem die Bauarbeiten im Mai 1971 begonnen hatten, wird das Gebäude schließlich planmäßig und ohne Verzögerungen im Oktober 1972 bezogen. Konzeptionell geht es den Planern von Anfang an um die Institutionalisierung folgender Prämisse: Interdisziplinarität als Verfahren.

ZiF-Direktor Norbert Horn erklärt die Konzeption des Zentrums. Ausschnitt aus „Universität Bielefeld oder ZiF, Zocker, Zebrafinken“, 1979.

Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 21

Als das ZiF im Oktober 1972 aus Rheda in sein heutiges Gebäude zog, sah man auf dem Platz des Universitätshauptgebäudes noch nichts anderes als 30 mächtige Türme – für die Aufzugschächte – aus dem Boden ragen. So war der zeitliche Vorsprung des ZiF ganz klar sichtbar und dies war auch gewollt, denn so konnten Universitätsbedienstete in den ZiF-Wohnungen arbeiten, bis das Universitätshauptgebäude 1976 fertiggestellt war. Insgesamt umfasste der Neubau neben mehreren Sitzungsräumen, Büros für die Verwaltung, Mensa und der ZiF-Bibliothek auch über 30 Wohnungen und ein Schwimmbad für die Fellows. Der Gesamtbau kostete ungefähr 15 Millionen DM (nach heutiger Kaufkraft über 20 Millionen Euro).

  • Richtfest des ZiF am 16.März 1972, Blick auf die Baustelle.

    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01863
  • Umtrunk beim Richtfest des ZiF am 16. März 1972, v.l.n.r.: Professor Dr. Dietrich Storbeck, Professor Dr. Werner Maihofer, Kanzler Dr. Eberhard Firnhaber, Architektin Dipl.-Ing. Ursula Legge-Suwelack, Ministerialrat Dr. Bernhardt, Regierungsbaudirektor Dr. Wichmann (Hochschulbau- und Finanzierungsgesellschaft), Rektor Professor Dr. Karl Peter Grotemeyer.

    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00902
  • Blick auf das verglaste Tagungsbüro, ca. 1972.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00901
  • Sitzungsraum des ZiF, ca. 1972.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00899
  • Wendeltreppe ins Obergeschoss, ca. 1972.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00900
  • Blick ins Obergeschoss des ZiF, ca. 1972.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01865
  • Plenarsaal des ZiF, Tagung zum Thema „Forschung im Konflikt mit Recht und Ethik“, 1974.

    Fotograf: Helga Wehmeyer
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01864
  • Mensa des ZiF, ca. 1980.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Broschüre 1980
  • Blick in eine (Fellow-)Wohnung des ZiF, ca. 1980.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Broschüre 1980

Die erste Forschungsgruppe, die im ZiF schließlich im April 1973 startete, befasste sich mit der „Neuen Mathematik“ (Mengenlehre). Dieses Thema war durchaus bewusst gewählt: In den 1970er Jahren gab es kaum ein größeres Aufregerthema an deutschen Schulen, da an Stelle des traditionellen Rechenunterrichts Mathematik als Beschäftigung mit abstrakten Strukturen gelehrt werden sollte. Seit dieser ersten Gruppe, deren Mitglieder (Fellows) für die Dauer der Forschungsgruppe im ZiF lebten und zusammen das Thema bearbeiteten, änderte sich an diesem Modus Operandi nichts. Die Einladungsliste definiert sich damals wie heute über das Thema und die gelebte Interdisziplinarität zu einem nicht geringen Teil über die Nähe, die das gemeinsame Wohnen schafft. Das ZiF versucht seit seiner Anfangszeit immer wieder gesellschaftlich besonders relevante Themen aufzugreifen und interdisziplinär zu definieren sowie zu diskutieren.

Luftbild vom ZiF vom 17. November 1975, Aufnahme von Osten.

Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01862

Daneben gibt es am ZiF Studiengruppen mit einer Laufzeit von etwa vier Monaten und Arbeitsgemeinschaften mit ca. einer Woche Laufzeit. Letztere Arbeitsform hatte sich bereits in Rheda etabliert, wo bis zum Umzug insgesamt 54 Arbeitsgemeinschaften stattfanden. Besondere Highlights in der ZiF-Historie waren Besuche von Forschenden wie Elinor Ostrom und Norbert Elias oder Forschungsgruppen zur Theorie des Wohlfahrtsstaates, der klinischen Linguistik, der Spieltheorie oder zur ethnischen Identität in den Amerikas. Daneben ergaben sich über die Jahre regelmäßig Kontakte von Forschenden, die ähnliche Zentren aufbauen wollten (u.a. nach Stellenbosch in Südafrika, Kyoto in Japan und Paris). Diese informierten sich vor allem über die Anlage und Funktionsweise des ZiF, um sich Anregungen für die geplanten Gründungen bzw. Ausgestaltungen einzuholen.